Champignondagen: Neues für die Branche

Anfang Juni stand im niederländischen s’Hertogenbosch mit den „Champignondagen“ die wichtigste Fachmesse der Pilzszene auf dem Programm. An den drei Messetagen kam mit über 2800 Besuchern aus 78 Ländern nach Angaben der Organisatoren ein neuer Rekord zustande. Rekordverdächtig ist demnach auch die Zahl der Aussteller: 87 Unternehmen, darunter 26 aus dem Ausland, präsentierten sich in den Brabanthallen. Parallel zur Messe lief in Amsterdam der ISMS-Kongress. Viele Teilnehmer nutzten vor allem am Donnerstagnachmittag die Chance die in jedem zweiten Jahr stattfindenden „Champignondagen“ in s’Hertogenbosch zu besuchen. Ein großer Teil der Sponsoren des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer war auf dem Messe vertreten. Stimmen und Neuheiten:

TOPTERRA: Mit Leon Litjens (Bild 2) bekommt Lam Janssen (Bild1) als Geschäftsführer ab August Verstärkung. Janssen, der seit 2002 für das Unternehmen verantwortlich ist, will nach erfolgreicher Einarbeitung von Litjens kürzertreten und in Zukunft als Berater für das Unternehmen arbeiten. Für den Standort im niederländischen Wanssum stehen große Veränderungen an: Das Unternehmen weicht der lange geplanten Überlauffläche für den Fluss Maas. Anfang 2019, so die aktuelle Planung, soll der Umzug innerhalb des Ortes vollzogen sein.

Christiaens Group: Mats Christiaens und sein Sohn Sjorks (Bild 3) denken mittlerweile darüber nach, die Champignons zur Ernte zu den Pflückern zu bringen. Die Idee, die der Senior auf einem dicken Papierblock skizzierte, sieht so aus: In der Kultur wachsen die Pilze wie gehabt in mehreren Lagen platzsparend übereinander. Zur Ernte werden die mobilen Stellagen dann zu den Pflückern gefahren, die an einem festen Arbeitsplatz stehen. Ist die Stellage abgeerntet, wandert sie wieder zurück in den Kulturraum. Bei diesem Verfahren soll die Pflückleistung deutlich erhöht werden, außerdem hat der Technikexperte das maschinelle Ernten noch nicht aus den Augen verloren.

EuroMycel: Intensive Forschung prägt das Unternehmen laut Martyna Comte und Frederic Mathieu (Bild 4). Unter anderem arbeiten die Franzosen an einem neuen Stamm brauner Champignons. Die sind vor allem in Deutschland so beliebt, weil sie den Waldpilzen ähneln, vermuten die Franzosen. Für den Herbst dieses Jahres wurde eine Neuheit in dieser Richtung angekündigt – wer die Braunen mag, darf also gespannt sein.

GTL Europe: Der Zusammenschluss der drei Unternehmen Geraedts, Thilot und Lemmen, für die das Kürzel GTL mittlerweile steht, hat sich laut Firmensprecher Ruud Thielen (Bild 5) bezahlt gemacht. Weil man jetzt die technische Ausrüstung eines Betriebes komplett aus einer Hand anbieten kann, seien die Aufträge immer größer geworden. Weltweit ist GTL mit diesem Angebot von „A bis Z“ jetzt unterwegs. Dabei ist man ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern aus dem technischen Bereich.

Limbraco: Frank Cornelissen und Matt Dierks (Bild 6) haben bereits einen Neubau mit einer Einlagenkultur vorzuweisen, jetzt denken sie über den Bau einer zweiten Lage für die Kultur nach. Erst wenn die Kultur erntereif ist, soll sie flach erfolgen – vorher bleibt es bei den bewährten Lagen. Hier kommen die Pflücker zu den Pilzen. Die Menschen stehen auf einer speziell konstruierten Arbeitsbühne in bequemer Höhe und einem gut beleuchteten Raum. Ziel ist eine deutliche Steigerung der Pflückleistung pro Stunde. Dieses System soll auch mit zwei Lagen funktionieren. Außerdem spielt bei den Überlegungen auch die Automatisierung eine Rolle. Im Rahmen der BDC-Herbsttagung in Würzburg wird das System Limbraco vorgestellt.

Sylvan: Bert Aldenzee und Ger Hendriks sind von „Mylo“ überzeugt. So heißt der neue Träger aus dem Hause für das Mycel. Basis von Mylo ist eine Hirsevariante, die in einigen Sprachen als Mylo bezeichnet wird. Der neue Träger ist vorerst für Champignons des Stammes A15 zu haben, in Zukunft sollen weitere Stämme damit produziert werden. Dank des neuen Trägers soll das Mycel schneller und intensiver in den Kompost einwachsen. Insgesamt soll die Kultur damit Temperatur toleranter werden.

Verstappen: Mieke Verstappen (Bild 8 ) und Vater Jan Verstappen berichteten, dass sich die Verwendung von biologisch abbaubaren Verpackungen nicht so entwickelt wie noch vor Jahren gedacht. Im Moment ist in der Branche der Schälchenproduzenten das Thema der Recyclingmaterialen hingegen Topp. Hygienische Probleme gibt es bei den sogenannten RET-Materialien nicht. Außerdem werden die Schälchen dank besserer Technik mit immer weniger Material hergestellt – auch das ist umweltgerecht. Ärgerlich für die Familie ist das ständig Kopieren von neuen Ideen durch Mitbewerber. Doch die Verstappens sind kreativ und haben weiterhin die Nase vorn.

ChampFood: Jan Baltussen (Bild 9) berichtete stolz über das 25jährige Jubiläum, das gerade gefeiert wurde. 1991 starteten die Hersteller von Aufwertmitteln mit einer Produktion von 17 t im Jahr, heute sind es 14 t in der Stunde. Angebote für Bio-Produktionen werden mittlerweile auch entwickelt.

Pilzhof Wallhausen: Traditionell präsentiert sich der BDC-Vorsitzende Michael Schattenberg gemeinsam mit der Muttergesellschaft Walko und deren Chef Eric Houben (Bild 10). In Wallhausen wurden neue Räume für die Produktion von Kisten gebaut. Die Nachfrage nach diesem Vorprodukt der Champignon-Kultur steigt weiter an, wie Schattenberg berichtete.

BVB: Mark van Beek (Bild 11) berichtete, das man sich auch in Grubbenvorst intensiv mit der Trennung der Deckerde vom Champost beschäftigt.

CNC: Tom van Wijk (Bild 12) erklärte als Firmensprecher der Genossenschaft, das beim Geschäft mit den Edelpilzen ein Zuwachs von 20% zu verzeichnen sei – allerdings geht er, ähnlich wie in Deutschland, von einem relativ niedrigen Gesamtanteil aus.

Hollander Spawn: Robert Janssen (Bild 13) wies darauf hin, dass man aktuell vor allem an stabilen Produkten, die auch den Kultivatoren mehr Sicherheit bringen, arbeitet.

Lambert: Jeff W. Cratty (Bild 14) rückte den “Speed Spawn” ins rechte Licht, der in den USA von Praktikern gern auch mit normalen Produkten gemischt wird, um Kosten zu sparen und doch mehr Sicherheit in die Kultur zu bekommen.

Mertens: Björn Beurskens (Bild 15) hatte mit „Kickstart“ ein neues Desinfektionsmittel gegen Bakterien, Hefen, Pilze und Viren im Gepäck, das in Deutschland zugelassen ist.

MUSHCOMB: Johann Houben (Bild 16) und das Team beschäftigt das Thema „Trennen von Deckerde“, einem Trend, der sich stärker als erwartet entwickelt habe.

Spruch der Champignondagen:
„Man wird nicht dümmer, wenn man hier her fährt“, so Michael Schattenberg, der den einen oder anderen Besucher aus Deutschland vermisste.

 

Beitrag teilen:

Share on facebook
Facebook
Share on twitter
Twitter
Share on whatsapp
WhatsApp

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren: